[Berlin]
TV-Sendungen, in denen Wahrsager in die Zukunft des Anrufers blicken, haben derzeit Hochkonjunktur. Ob Krisen aller Art oder nur der Blick in die Zukunft, Sender wie Astro-TV, Kanal Telemedial oder Fresh4You bieten esoterische Lebenshilfe im Minutentakt und werden dabei kritisch beäugt.
Der Protest
Kirchen, Psychologen und Experten sehen in den Astrosendungen eine Ausbeutung von Menschen in Lebenskrisen. Dennoch können oder wollen die allgegenwärtigen Medienwächter bis dato nichts gegen die Glaskugeljongleure und Tarot-Karten-Deuter unternehmen.
Während die Kirche, stets auf dem Kriegsfuss mit dem Übersinnlichen, prüfen lässt, ob Astrosendungen den Straftatbestand einer Verführung Hilfloser erfüllt, sehen die Medienanstalten keinen akuten Handlungsbedarf. „Uns sind noch keine problematischen Teile aufgefallen„, sagt Ingeborg Zahrnt von der Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg, zuständig für die Zulassung von Astro TV. Sollte es zu Beschwerden kommen, werde dem nachgegangen.
Doch nur Abzocke?
Das bedenkliche an den Sendungen: Meist werden die Anrufer, zwecks ausführliche Wahrsagereien, auf eine parallel betriebene Telefon-Hotline gelockt – die dann ihren Preis hat.
Kontrolle contra Kommerz
Die Medienanstalten einiger Länder drängen auf schärfere Kontrollen. Das Saarland handelt bereits. Dort wird derzeit eine entsprechende Arbeitsgruppe zum Thema zusammengestellt.
Trotz aller Vorwürfe können sich die TV-Sender nicht über mangelnde Kundschaft beschweren. Beispielsweise sind beim Sender Astro-TV, nach Senderangaben, rund eine Millionen Menschen – meist Frauen – registriert. „Wir bieten Menschen Unterstützung bei ihren Lebensfragen„, sagt Astro-TV-Gründer und Chef Sylvius Bardt. Die Menschen würden die Ratschläge nicht wirklich ernst nehmen, behauptet Bardt, der früher als Manager bei einem großen Lebensmittelkonzern arbeitete.
Mit einem Volkshochschulkurs zum Wahrsager
Wer als Wahrsager bei Astro-TV anfangen will, muss übrigens keine Verbindungen ins Jenseits haben. Lediglich eine Ausbildung für Wahrsagerei oder ähnlichem, muss der Bewerber vorweisen können. Zu erwerben an vielen Volkshochschulen.