Etwas Pressefreiheit gefällig? Reporter ohne Grenzen veröffentlicht Weltrangliste der Pressefreiheit 2007

[Wien/Berlin]
Gestern veröffentlichte die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) zum sechsten Mal ihre „Weltrangliste der Pressefreiheit“. Presse- und Meinungsfreiheit gelten als wichtige Grundpfeiler einer Demokratie. Dass Medienfreiheit nicht überall gilt, zeigt der Vergleich von 169 Ländern.

Eritrea belegt den letzten Platz, Deutschland nur auf Rang 20.
Auch in diesem Jahr belegen Länder wie Eritrea, Nordkorea und Turkmenistan die letzten Plätze.

„Die Lage in Eritrea ist desaströs. Private Medien existieren nicht mehr und die wenigen Journalisten, die es wagen, das Regime Issaias Afeworkis zu kritisieren, landen im Gefängnis. Mindestens vier von ihnen sind bereits in der Haft gestorben. Wegen weiterer Festnahmen steht Eritrea nun ganz am Ende der Liste“, so ROG. „[…] Bedauerlich ist auch, dass China (163.) noch immer ganz unten steht. Weniger als ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Peking ist es fraglich, ob die so oft versprochenen Reformen umgesetzt und inhaftierte Journalisten freigelassen werden“

Die Spitze führen Island, Norwegen und Estland an. Deutschland schaffte es „nur“ auf Rang 20, unsere Österreichischen Nachbarn liegen immerhin auf Rang 16.

Deutschland hat sich – gegenüber dem Vorjahr – nur leicht von Rang 23 auf Rang 20 verbessern. Trotzdem liegt hier noch einiges im argen: Erneute Ermittlungsverfahren gegen Journalisten wegen Beihilfe zum Geheimnisverrat, gesetzliche Regelungen und Vorschläge, die den Quellenschutz aushöhlen, Drohungen und Übergriffe gegen Journalisten, die im rechten Milieu recherchieren sowie Einflussnahme auf Redaktionen durch Anzeigenschaltungen.

Die zwei großen der Weltpolitik
Die Vereinigten Staaten rangieren auf Platz 48. Der Blogger Josh Wolf kam nach 224 Tagen Haft frei. Der sudanesische Kameramann von Al-Dschasira, Sami Al-Haj, wird seit Juni 2002 in Guantanamo festgehalten. Im August dieses Jahres wurde der Journalist Chauncey Bailey in Oakland erschossen. Der Quellenschutz ist weiterhin gefährdet.

Russland belegt Rang 144. Der Mord an der Journalistin Anna Politkowskaja im Oktober 2006 und die mangelnde Aufklärung des Verbrechens sowie die abnehmende Vielfalt vor allem bei den Nachrichtenmedien sind ein Grund für die schlechte Platzierung.

Zensur im Internet – Blogger unter Beschuss
In vielen Ländern steht die Zensur des Internets an der Tagesordnung. Es wird nicht nur der freie Informationsfluss behindert, sondern auch kritische Autoren verhaftet. Als Negativbeispiele seien hier Malaysia (124.), Thailand (135.), Vietnam (162.) und Ägypten (146.) genannt.

Mindestens 64 Menschen sind derzeit weltweit wegen Veröffentlichungen im Internet im Gefängnis. China bleibt mit 50 Inhaftierten Vorreiter bei dieser Form der Unterdrückung. Acht Internetdissidenten werden derzeit in Vietnam festgehalten. In Ägypten erhielt der Blogger Kareem Amer vier Jahre Haft, da er Präsident Mubarak und den Einfluss des Islam an den Universitäten kritisiert hatte.

Über Reporter ohne Grenzen
1985 im südfranzösischen Montpellier von einer Hand voll Journalisten gegründet, ist Reporter ohne Grenzen heute eine weltweit agierende Menschenrechtsorganisation. Ein Netzwerk aus über 100 Korrespondenten, fünf Büros und neun Sektionen setzt sich rund um den Globus für Meinungs- und Pressefreiheit ein. Der Hauptsitz befindet sich in Paris; seit 1994 ist die deutsche Sektion von Berlin aus tätig.

Reporter ohne Grenzen ist als Nichtregierungsorganisation international anerkannt und hat einen Beraterstatus beim Europarat, der Menschenrechtskommission bei den Vereinten Nationen sowie bei der UNESCO.

Weiterführende Informationen und die komplette Rangliste unter
Internetseite: Reporter ohne Grenzen

Quelle
ROG/BN4A