Arbeitsplatz Bundeswehr: Über 73% der Berufssoldaten würden den Dienst nicht empfehlen

[Berlin]
Große Unzufriedenheit in der Bundeswehr. Laut einer Mitgliederbefragung des Deutschen Bundeswehrverband (DBwV), würden 73,8 % der befragten Berufssoldaten den Dienst in der Bundeswehr nicht empfehlen. Als Hauptgründe für die schlechte Stimmung werden die chronische Unterfinanzierung der Truppe, die Arbeitsbedingungen und unzureichende Ausrüstung genannt. Auch fühlen sich über 96% der Soldatinnen und Soldaten von der Politik im Stich gelassen.

Mangelerscheinung: Auslandseinsatz
Die Sparpolitik macht sich gerade bei Auslandseinsätzen bemerkbar. Die Ausrüstung wird von mehr als 60% der Befragten als „mittelmäßig“ bis „sehr schlecht“ beurteilt. Auch findet der Großteil der Soldaten, dass die Politik den Sinn von Auslandseinsätzen nicht ausreichend vermittelt. Gerade in Zeiten, in denen die Bundeswehr als Bündnispartner an Auslandseinsätzen teilnimmt, wirken solche Zahlen erschreckend.

DBwV-Bundesvorsitzender Oberst Bernhard Gertz
DBwV-Bundesvorsitzender
Oberst Bernhard Gertz
Quelle: DBwV – PR

Die Studie
Laut DBwV-Bundesvorsitzender Oberst Bernhard Gertz haben an der Befragung über 45.000 der 210.000 Mitglieder teilgenommen. Dies entspricht „nur“ knapp einem Viertel der Mitglieder. Allerdings wurde eine entsprechende Gesamtbefragungen dieser Größenordnung in Deutschland noch nie durchgeführt.

Es gehe nicht um Schuldzuweisungen an Regierung und Parlament und erst recht nicht um den Versuch, einzelne für die im Bericht beschriebenen Mängel und Defizite haftbar zu machen. Anliegen des Verbandes sei es vielmehr, dass alle politisch und militärisch Verantwortlichen die im Bericht verkörperte Zustandsbeschreibung „annehmen“ und in politische Schlussfolgerungen übersetzen„, betonte Oberst Gertz gestern in der Bundespressekonferenz.

Der Bundeswehrverband macht vielmehr die Unterfinanzierung der Streitkräfte beim Personal, Betrieb und Investitionen für die Problematik verantwortlich. Dazu Oberst Gertz:

Es ist daher höchste Zeit, dass im Verteilungskampf um knappe Ressourcen nicht nur die Baustellen Arbeits- und Sozialpolitik sowie Gesundheitspolitik angemessen berücksichtigt werden, sondern auch eine Institution, die man nach dem heutigen Bericht im Verhältnis dazu nur noch mit dem Begriff ,Großbaustelle Bundeswehr!“ Wenn bei der finanziellen Ausstattung der Armee nicht rasch und grundlegend umgesteuert werde, drohe die Unzufriedenheit der Soldaten die Auftragserfüllung der Bundeswehr massiv zu beeinträchtigen. „Ich warne dringend davor, einer solchen Entwicklung tatenlos zuzusehen.

Über den Bundeswehrverband
Der Bundeswehrverband vertritt in allen Fragen des Dienst- und Versorgungsrechts die Interessen seiner Mitgliedern. Dazu zählen Wehrpflichtige, aktive und ehemalige Soldaten aller Dienstgrad- und Statusgruppen sowie Familienangehörige und Hinterbliebene von Soldaten.

Weiterführende Informationen
Internetseite des Deutschen Bundeswehrverband
www.dbwv.de

Quelle:
Deutscher Bundeswehrverband