Testlauf auf dem neuen Flughafen BER: Mit Koffer und Bauhelm als Komparse dabei

[Berlin – eigentlich ja Brandenburg]
Heute war er endlich da, mein großer Tag: Ich durfte als Komparse auf dem neuen Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt an einem Testlauf teilnehmen. Solche Testläufe sind notwendig, damit sich das Personal – vor der eigentlichen Eröffnung – an die neue Umgebung gewöhnen kann und eventuelle Fehler im System ausgemerzt werden.

Bereits seit Juni 2011 war ich angemeldet … vor 14 Tagen kamen endlich die Infounterlagen … eine endgültige Teilnahmebestätigung, eine Fahrkarte für den VBB sowie ein Übersichtskarte, von wo der Transferbus abfahren sollte.

Nicht wie erwartet
Bereits an der ersten sichtbaren Bushaltestelle erlebte ich eine Enttäuschung: Es war die falsche Haltestelle (blöde Karte) und ich war nicht – wie erwartet – Teil der heutigen Luftunfallübung, sondern für den ganz normalen „Check in-Test“ vorgesehen. Tja, also sollte ich an etwa teilnehmen, was man beim Fliegen am meisten hasst: Anstehen, Gepäck einchecken, Sicherheitskontrolle … und WARTEN. Davon mal abgesehen, musste ich mich dann zum richtigen Sammelpunkt begeben, wo schon gefühlte 1.000 Menschen warteten.

Von Schönefeld nach Schönefeld
Nach gut einer halben Stunde Wartezeit erwischte ich, nach zig mal geschuppst werden, einen Bus und es ging nun vom derzeitigen Flughafen Schönefeld direkt auf die Baustellen des neuen Flughafens Schönefeld … eigentlich BER oder Willy Brandt, aber wer will das in diesem Moment schon so genau nehmen. Der Tag sollte interessant werden und wir waren ein durchaus lustiger Trupp von 35 Leuten sowie 2 Betreuerinnen.

Der Author in seiner Sicherheitsbekleidung
Quelle: Holger Much
Der Besucherausweis
Quelle: Holger Much
Mittagspause auf dem Vorfeld
Quelle: Holger Much

Zur Begrüßung gab es einen grünen Bauhelm, eine Warnweste und einen Besucherausweis – alles durfte, aus Sicherheitsgründen, niemals ablegt werden. Ferner bekam jeder noch 2 „Pseudotickets“ mit denen wir den Prozess des Eincheckens vollziehen sollten.

Wenn einer eine Reise tut …
Für die erste Welle … so hieß das im Planungsjargon … sollten wir uns zunächst aus einem riesigen Kofferhaufen 2 Gepäckstücke (auch das noch) schnappen und mit dem ersten Ticket einchecken. Als ich dann endlich an der Reihe war, passierte natürlich das, was nicht passieren sollte: Die Koffertransportbänder fielen aus. Nicht, dass das große Panik beim Personal hervorrief, nein es war eine willkommende Pause vom Testbetrieb und anstatt um Hilfe zu telefonieren, gab es erst mal einen netten Schwatz unter Kollegen. Nach10 Minuten ging dann wieder alles und ich bin meinen ersten Satz Koffer losgeworden. Den ersten Satz? Richtig, denn ich musste mir nun – für mein zweites Ticket – nochmal von draußen 2 Koffer holen und mich erneut anstellen. Als ob einmal nicht gereicht hätte.

Biiiiiep mit anfassen
Weiter ging es dann zur Sicherheitskontrolle. Auch hier alles wie im richtigen Leben: Taschen ausräumen, Jacken aus (den Helm musste ich aber aufbehalten) piiiiiiiiiip … klar, mal wieder den Gürtel vergessen … und dann ging auch schon die Abtasterei los … gefunden hat der Sicherheitsmann natürlich nichts und seinen Job hat er ja auch nur gemacht.

Gate B13 nein B15 …
Warum um alles in der Welt, muss während eines Testbetriebes auch noch still und leise das Abfluggate geändert werden? Ganz einfach, damit noch mehr Leute den Flughafenplaner mitteilen können, dass ihre blöden … ja genau blöden (sie werden es mir verzeihen) Anzeigetafeln, viel zu klein und unübersichtlich sind. Nicht mal bei der Deutschen Bahn – und das will schon heißen – sind die Abflug… ähm Abfahrtafel so unübersichtlich. Es scheint die Vorgabe gewesen zu sein, möglichst viele Informationen auf kleinstem Raum unterbringen zu müssen. Von Lesbarkeit stand in den Planungsunterlagen sicher nichts. Am Ausgang des Gates erwartete unsere Gruppe dann allerdings kein Flugzeug, sondern unser Bus. Dieser fuhr uns dann auf das Vorfeld, wo wir unser Lunchtüten bekamen. MITTAGSPAUSE

Ich komme aus Moskau …
Danach startete die zweite Welle (immer noch Planungsjargon): Das Szenario: Transfer. Der Fluggast kommt aus Moskau und steigt in seinen Anschlussflug um. Nach einer Passkontrolle – der Beamte der Bundespolizei saß nuschelnd und grimmig, wie er es gelernt hat, hinter seiner Panzerglasscheibe und ich musste mir größte Mühe geben ihn überhaupt zu verstehen. Warum habe ich mich nicht bei seiner Kollegin angestellt, die schien freundlicher zu sein?! Danach erfolgte eine Sicherheitskontrolle sowie eine erneute Passkontrolle. Also ob ich auf den 5 Metern vor oder während des Sicherheitschecks ausgetauscht worden wäre. Na, Recht haben die – man weiß ja nie.

Dann noch schnell zum Gate, in den Bus und das Dankeschön-Tütchen empfangen … Feierabend – schnell? Nix da … warum auch. Es ist ja Testbetrieb und da geht halt auch mal was schief. Der Bus stand nicht da wo er sollte und wurde auch nicht so schnell gefunden und somit war wieder mal WARTEN angesagt. Zum Glück fand man uns dann doch in unserem unfertigen Warteraum eines Gates und wir konnten die Heimreise antreten.

Fazit
Alles in allem ein lustiger Tag … viel Wartezeit, aber auch interessanten Einblicken. Der Check-in läuft bei weitem noch nicht so gut wie er soll, dafür der Sicherheitsbereich umso besser.

Die Anzeigetafeln sind viel zu unübersichtlich/klein und die „Panzerglas-Bunker“, in denen die Beamten der Bundespolizei die Passkontrolle durchführen, könnten eine Gegensprechanlage vertragen.

Eigentlich sollte es noch einen „Feedback“-Bogen geben, aber den gab es dann doch nicht – schade auch … oder lieber besser so?

Weiterführende Information:
Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER)

Bildmaterial: Holger Much